Apple ignoriert den Skandal um die Tea-App

Google hat schnell Maßnahmen ergriffen und die Sichtbarkeit der App reduziert. Apple tut, als wäre nichts gewesen.

Tea, the Women’s Dating Gossip App Riddled With Security Vulnerabilities, Remains #3 on the US iPhone App Store
Tea remains a chart-topping app in the App Store, but isn’t listed at all in Play Store top lists.

Viele von euch werden mittlerweile vom Datenschutz-Skandal rund um die Tea-App gehört haben. Und trotzdem rankt sie heute am 1. August – eine Woche nach dem ersten Bericht – immer noch auf Platz 3 der amerikanischen iOS-Top Charts. Die App hat also definitiv einen Nerv getroffen, wenn nicht einmal geleakte Personalausweise auf 4chan ihr Wachstum aufhalten können. Auffällig ist jedoch, dass sie augenscheinlich deutlich beliebter unter iPhone-Nutzerinnen zu sein scheint, wie John Gruber diese Woche in einem Artikel anmerkte:

I’m not sure what explains the disparity in Tea’s popularity by platform. One assumption is that dating is more of a young person’s game, and young people skew slightly more toward iPhone than the US population overall. But from what I can tell, that skew is only about 10 percent. Also, surveys suggest women are more likely to be iPhone users. But I can’t believe that age or gender demographics alone explain why Tea is #3 in the App Store but doesn’t even crack the top 200 on Android.⁠

I strongly suspect that while Google hasn’t removed Tea from the Play Store, that they’ve delisted it from discovery other than by searching for it by name or following a direct link to its listing. That both jibes with what I’m seeing on the Play Store top lists, and strikes me as a thoughtful balance between the responsibilities of an app store provider. As egregious as Tea’s security exploits have been, removing the app entirely doesn’t seem called for. But delisting it from popularity lists seems like a measured way to discourage new users from trying it unless they’re specifically looking for it. If this is what Google is doing, Apple should follow their lead.

Nach einem kurzen Blick in die Download-Schätzungen von data.ai teile ich diese Einschätzung, möchte aber noch ein paar Details hinzufügen. Die App wird weder bei iOS noch bei Android mit bezahlten Anzeigen beworben und rankt auch nicht unter relevanten Keywords mit hohem Suchvolumen. Man kann also davon ausgehen, dass ihr Traffic fast ausschließlich aus den Top Charts und Suchen nach „tea“ oder „tea app“ besteht, und beides korreliert stark mit dem aktuellen Medienhype. Denn die Top Chart-Rankings folgen dem stündlichen/täglichen Downloadvolumen. Bekommt eine App auf einen Schlag deutlich mehr Downloads als zuvor (z.B. durch einen viralen Social Media-Post oder reichweitenstarke News-Publisher), schießt sie in den Charts nach oben. Sobald diese wieder abfallen, sinkt das Ranking wieder.

Diesen Trend konnte man in beiden App Stores beobachten. Nach der initialen Viralität unter iPhone-Nutzerinnen ab dem 17. Juli kletterte vier Tage später auch die Android-App nach oben. Sie erreichte kurzzeitig Platz 24 der Overall-Charts, bevor sie am 26. Juli offenbar von Google manuell aus den Top Charts entfernt wurde. Das ist ein typisches Muster, wenn Apps zuerst auf einer Plattform viral gehen. Es dauert ein paar Tage, bis auch genügend Android-Nutzer von der App erfahren und sie herunterladen. Zumal die Tea-App auch in den Monaten zuvor immer ungefähr zehnmal mehr tägliche iOS- als Android-Downloads bekam.

Diese iOS-Lastigkeit lässt sich übrigens durchaus demografisch erklären. Während Gruber zwar recht hat, dass die allgemeine Verteilung zwischen iOS und Android in den USA nur geringfügig unterschiedlich ist, sieht das bei Teas Kernzielgruppe ganz anders aus. 88 % der Teenager gaben in einer kürzlichen Befragung von Piper Sandler an, ein iPhone zu besitzen. Google reagierte also unmittelbar, obwohl ihre Plattform weit weniger betroffen war, während Apple bis heute einfach alles weiterlaufen lässt. Man würde denken, es wäre andersherum.