ChatGPT vs. Claude – für was werden sie genutzt?
Neue Studien der beiden AI-Labs bestätigen einige Annahmen der letzten Monate, zeigen aber auch überraschende Erkenntnisse.
Neue Woche, neue Zahlen über die Nutzung von AI-Chatbots. Denn alle fragen sich, ob AI nun wirklich die Welt verändert oder es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Kartenhaus in sich zusammenfällt. Während ich bereits letzte Woche die Ergebnisse einer kleinen Befragung von Benedict Evans hier verlinkt hatte, sind diese (am selben Tag veröffentlichten) Studien von OpenAI und Anthropic selbst durchgeführt worden und umfassen Datensätze von Millionen Nutzern und Milliarden Nachrichten.
Besonders interessant ist dabei der Anteil zwischen arbeitsbezogenen und privaten Chatbot-Anfragen. Bei ChatGPT lag die Verteilung im Juni 2024 noch bei 53 % zu 47 %. Ein Jahr später bei 73 % zu 27 %. Heute drehen sich also knapp drei Viertel der ChatGPT-Anfragen um nicht-arbeitsbezogene Themen. Die Top 3 sind praktische Hilfestellung (Nachhilfe/Unterricht, How-to-Anleitungen und kreative Ideenfindung), Informationssuche (z.B. über Personen, aktuelle Ereignisse, Produkte oder Rezepte) und Schreiben (Automatisierte Erstellung von E-Mails/Dokumenten sowie Bearbeiten, Kritisieren, Zusammenfassen und Übersetzen von Texten), welche zusammen 77-80 % der Chats ausmachen.
Programmieren spielt bei ChatGPT hingegen aktuell keine übergeordnete Rolle. Nur 4,2 % aller Chats haben einen Bezug dazu. Fairerweise muss man jedoch anmerken, dass die OpenAI-Studie keine Zahlen zur ChatGPT-API ausgewertet hat – dort könnte dieser Anteil deutlich größer sein. Dennoch ist das ein großer Unterschied zu Claude, wo Programmieren mit 36 % der mit Abstand häufigste Use Case ist. Wenig überraschend, wenn man bedenkt, wie unbekannt Claude außerhalb des Silicon Valleys immer noch ist und wie stark sich Anthropic auf Entwickler und seine API konzentriert.
Auch spannend: Kurz nach dem Launch von ChatGPT im November 2022 hatten rund 80 % der Nutzer männliche Vornamen. Dieser Anteil ist im Juni 2025 auf 48 % gesunken, das heißt, zum ersten Mal nutzen scheinbar etwas mehr Frauen die Plattform. Außerdem werden ca. 50 % der Nachrichten von Nutzern gesendet, die jünger als 26 sind.
Alles in allem scheint mir, dass vor allem ChatGPT sehr stark in den Gefilden traditioneller Suchmaschinen fischt und trotz aller angeblichen Scheindebatten eine reale Bedrohung für Google ist.