Das Jahr, in dem PowerPoint verboten werden sollte
Vor über 20 Jahren galt die Präsentationssoftware als Vorbote des intellektuellen Untergangs.

Apokalypse-Szenarien durch neue Technologien haben Tradition. 1470 war es der Buchdruck, der die öffentliche Moral verderben, ketzerische Ideen verbreiten und die Wissenschaft durch massenhaft produzierte, fehlerhafte Texte entwerten würde. Anfang des 19. Jahrhunderts waren es die Webstühle, die das Ende der „ehrlichen Arbeit“ einläuten sollten. Heute ist es AI und 2003 war der angebliche Sensenmann des rationalen Diskurses: PowerPoint.
Damals kam es zu einem tragischen Unglück, bei dem NASA-Manager Warnungen zu Schäden an den Tragflächen des Columbia-Shuttles übersahen, weil sie auf einer mit Bulletpoints überladenen PowerPoint-Folie präsentiert wurden. Das Shuttle zerbrach und alle sieben Astronauten an Bord verloren deshalb ihr Leben. Ein paar Monate später verglich Edward Tufte in seinem weitverbreiteten WIRED-Artikel „PowerPoint is Evil“ das Präsentationsprogramm mit einem verschreibungspflichtigen Medikament, das aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen zurückgerufen werden sollte.
Mehr als zwei Jahrzehnte später ist PowerPoint noch da. Es ist in vielen Konzernen integraler Bestandteil des Arbeitsalltags geworden – wenngleich einige es vor langer Zeit verbannt haben – und bringt Microsoft auch heute noch Milliardenumsätze innerhalb seiner Office 365-Suite ein. Dennoch bin ich mir sicher, dass auch heute noch viele das Programm hassen, und man kann sicherlich über seinen Wert für Unternehmen und die Gesellschaft im Allgemeinen streiten. Eines ist jedoch unstrittig: PowerPoint hat nicht zum Untergang der Menschheit geführt.