Dias große Vision
The Browser Company will die Browser-Welt mit Dia revolutionieren. Vielleicht ist das „neue“ Chrome aber einfach … Chrome?

Fast ein halbes Jahr ist vergangen, seit The Browser Company angekündigt hat, die Weiterentwicklung des Arc Browsers einzustellen und sich stattdessen auf ihren neuen AI-first Browser namens Dia zu konzentrieren. Nach einer ruhigen Alphaphase mit Schülern und Studenten steht der Launch nun scheinbar kurz bevor. Das Marketing dreht sich bislang jedoch weniger um das eigentliche Produkt als vielmehr um diese Erklärung – oder besser gesagt Rechtfertigung – von CEO Josh Miller. Fairerweise ist dies nicht der erste Beitrag dieser Art, sondern Teil einer transparenten Kommunikationsstrategie, die grundsätzlich sehr zu begrüßen ist. Bemerkenswert finde ich jedoch, dass Miller sich schon im Titel ausdrücklich an die „Arc Member“ (read: Tech-Nerds wie ich) richtet und gleichzeitig betont, dass sie etwas für den Otto Normalverbraucher (aka nicht die Arc Member) entwickeln müssen. Miller begründet dies damit, dass selbst Power-User von Arc prominente Funktionen nicht genutzt haben:
On top of that, Arc lacked cohesion — in both its core features and core value. It was experimental, that was part of its charm, but also its complexity. And the revealed preferences of our members show this. What people actually used, loved, and valued differs from what the average tweet or Reddit comment assumes. Only 5.52% of DAUs use more than one Space regularly. Only 4.17% use Live Folders (including GitHub Live Folders). It's 0.4% for one of our favorite features, Calendar Preview on Hover.
Switching browsers is a big ask. And the small things we loved about Arc — features you and other members appreciated — either weren’t enough on their own or were too hard for most people to pick up. By contrast, core features in Dia, like chatting with tabs and personalization features, are used by 40% and 37% of DAUs respectively. This is the kind of clarity and immediate value we’re working toward.
Es mag sein, dass ein einfacheres Interface, das den State-of-the-Art-Chatbots nachempfunden ist, zunächst eine größere Zielgruppe anspricht. Besonders, wenn diese aus Schülern und Studenten besteht, die ohnehin den ganzen Tag in ChatGPT & Co. verbringen. Gleichzeitig verliert man dadurch schnell seinen USP. Google ist in diesem Moment dabei, seinen AI-Mode für Milliarden von Chrome-Nutzern auszurollen. Safari und andere werden schnell folgen.
Aber wahrscheinlich hatten Miller und seine Leute gar keine Wahl. Denn oft ist nicht die Vision, sondern die Investoren der wahre Grund für einen Kurswechsel. Und die wissen, dass Browser für Tech-Nerds kein skalierbares Geschäftsmodell sind.