Google geht’s gut

Eine neue Analyse zeigt, dass AI-Chatbots das Suchgeschäft bisher gar nicht so stark gefährden.

Google geht’s gut

Vor einigen Wochen sorgte eine Aussage von Eddy Cue, Apples Senior Vice President of Services, im Gerichtsverfahren um Googles Monopolstellung im Suchmaschinenmarkt für Aufsehen. Er sagte aus, dass die Google-Suchen des Safari-Browsers im April nach 22 Jahren erstmalig zurückgegangen seien. Daraufhin fiel Googles Aktie sofort um 8%, was Google zu einem schnellen Presse-Statement zwang. Schon eine Woche später hatte sich der Aktienpreis vollständig erholt. Für mich zeigte das hauptsächlich eines: Viele Investoren hatten nur auf eine negative Schlagzeile gewartet, um ihre Aktien abzustoßen. Sie beobachten seit Monaten das rasante Wachstum von ChatGPT und sehen Googles Vormachtstellung bedroht. Und in der Tat ist Google mit einem KGV von 19 vergleichsweise günstig bewertet. Selbst Apple hat nach allen Enthüllungen der letzten Monate noch einen Wert von 30. Aber stimmt dieses Narrativ wirklich? Ist Googles Kerngeschäft tatsächlich so gefährdet?

Eine Analyse von Reddit-Posts über AI-Use Cases von Marc Zao-Sanders, Mitgründer der Lernplattform Filtered, gibt Hinweise darauf, dass die beliebtesten Anwendungsbereiche mittlerweile nicht mehr unbedingt in Googles Kerngebiet fallen:

Quelle: Manager Magazin

Im vergangenen Jahr gehörten zu den wichtigsten Aufgaben noch einige, die die meisten vermutlich mit einer herkömmlichen Google-Suche begonnen hätten: Ideenfindung (z. B. Brainstorming von Geburtstagsgeschenken), spezifische Suche (z.B. in großen Datensätzen) oder das Erforschen interessanter Themen. Dieses Jahr stehen hingegen Therapie, Lebensorganisation, Sinnfindung und (natürlich) Coding an vorderster Stelle. Diese Anwendungen konnten klassische Suchmaschinen bisher kaum oder überhaupt nicht abdecken und gehören auch nicht zu den kommerziellen Suchen, die für Googles Werbegeschäft weitaus kritischer sind.

Die Lage scheint also bisher nicht bedrohlich zu sein, und Googles jüngste Quartalszahlen bestätigen dies. Dennoch müssen sie versuchen, auch diese Copilot-Anwendungen besser auf der eigenen Gemini-Plattform abzubilden. Andernfalls riskieren sie, dass ChatGPT früher oder später das neue „Tor zum Internet“ wird. Wie jedoch letzte Woche auf der I/O-Konferenz zu sehen war, ist Google scheinbar inzwischen sehr zuversichtlich, dass sie das verhindern können. Das Unternehmen tritt selbstbewusst auf und ist bereit, den Kampf um die AI-Vormachtstellung nun endlich auch im Produktsektor aufzunehmen.