Ist Apple jetzt DMA-konform?
Apples überarbeitete App Store-Fees wirken etwas fairer. Ändern wird sich vermutlich trotzdem wenig.

Vergangene Woche stellte Apple seine neue Gebührenstruktur für den App Store vor, um hoffentlich endlich dem DMA zu entsprechen und damit tägliche Strafzahlungen in Höhe von 5% des weltweiten Umsatzes zu verhindern. Apple wurde bereits im März dieses Jahres von der Europäischen Kommission mit einer Strafe von 1,84 Milliarden Euro belegt, nachdem ihre sogenannten „Anti-Steering“-Maßnahmen gegen Spotify und andere Anbieter für illegal befunden wurden. Spätestens da wusste man in Cupertino, dass man es auf der anderen Seite des Atlantiks ernst meint. Zumindest so lange, bis man einen Hebel in den Zollverhandlungen braucht.
Wie viele andere fand ich die neuen Store Service Tiers allerdings zunächst so verwirrend, dass ich nicht wusste, was ich dazu schreiben soll. Am Samstag schrieb John Gruber dann zum Glück eine ausgezeichnete Zusammenfassung, die ich hier teilen und kurz Punkt für Punkt kommentieren möchte.
Developers who just do the simplest thing possible — distribute through the App Store and process all payments using Apple’s IAP — will continue to pay the same commissions, 30% by default, or 15% for Small Business Program developers and recurring subscriptions after the first year. Of course this is what Apple would prefer developers do.
Nicht nur Apple will den Status quo erhalten, sondern auch die Mehrheit der Entwickler. Bei dem ganzen Mediendrama geht nämlich oft unter, dass viele mit dem aktuellen Deal zufrieden sind. Natürlich würde in einer perfekten Welt jeder gerne weniger oder am besten gar nichts zahlen. Wenn jedoch im Austausch für 30 bzw. 15% alles automatisch geregelt wird (Zahlungsabwicklung, Steuern & Compliance, Rechnungserstellung, Support, Analytics etc.), ist das für die meisten trotzdem lukrativer, als sich selbst drum zu kümmern. Das gilt besonders für diejenigen, die mit nur kleinen Teams an ihren Apps arbeiten oder für die sie nicht im Zentrum ihres Geschäftsmodells stehen.
Big developers, distributing through the App Store but processing their own payments, will still owe Apple a commission of around 20% on non-IAP purchases: 13% for “store services”, 5% for the new Core Technology Commission (replacing the €0.50 per-download Core Technology Fee), and 2% for “initial acquisition”. Small Developer Program members and recurring subscriptions after the first year pay 15% — no “initial acquisition fee” and a reduced “store services” fee of 10%. But everyone’s on the hook for the 5% CTC.
Das klingt fair. Ein 10%-Erlass dafür, dass man die Zahlungen selbst abwickelt (z.B. über Stripe), könnte ausreichen, damit es sich für einige Publisher lohnt. Sie haben diese Prozesse möglicherweise bereits im Web etabliert und können durch die Synergien ein paar Prozentpunkte Marge herausholen.
Apps distributed through the App Store can pay a reduced rate of 5% for “store services” (down from 13%) by opting into a reduced “Tier 1”. Rather than this “Tier 1” being an appealing choice for any developers, I think the point of it is for Apple to assert that those App Store features justify 8 percent of Apple’s commission on purchases: automatic software updates, reviews and ratings, surfacing through search for anything other than an exact name match, etc.
Classic Apple. Sie konnten es nicht lassen und mussten der EC doch noch einmal leicht gegen’s Schienbein treten. Sie beugen sich zwar dem Gesetz, sagen damit aber unterschwellig, dass die 30%-Kommission im Austausch gegen alle diese Funktionen immer gerechtfertigt war. Keine App, die nennenswerten Umsatz macht, wird je diese Option wählen. Wie erklärt man Nutzern, warum sie auf so grundlegende Funktionen wie automatische App-Updates oder Bewertungen verzichten sollen? Im Grunde zeigt das nur, dass Apple insgeheim kein Stück von seiner entwicklerfeindlichen Haltung abgewichen ist.
One consequence of the €0.50 per-download Core Technology Fee (CTF) being replaced by a 5% Core Technology Commission (CTC) is that there will no longer be a penalty for small developers who have a free-to-download app that hits over one million EU downloads. That was a legitimate problem with the CTF — an app with 5 million EU downloads would owe Apple €2 million for the CTF, but might be generating far less than that (or even nothing at all) in revenue. But another consequence of switching to the CTC from the CTF is that super-popular apps from super-big companies that don’t sell digital good from their apps will continue to pay nothing at all. E.g. unless Meta starts selling digital goods from within their apps, they’ll continue to pay nothing at all to Apple for zillion-download apps like Instagram, Facebook, and WhatsApp. That was a shortcoming with the App Store’s model that the CTF was designed to correct.
Auch das muss Apple ziemlich wurmen. Die CTF war einzig und allein als Maßnahme gegen ihren Erzrivalen Meta (und vielleicht Google und TikTok) gedacht. Insbesondere Meta versucht man seit Jahren dazu zu bringen, endlich etwas für die Distribution ihrer Apps über den App Store zu zahlen. Bislang jedoch ohne Erfolg. Theoretisch könnte Meta ab 2026, nach Einführung der CTC (die nicht mehr an Downloads, sondern an Umsatz gekoppelt ist), Facebook, Instagram und WhatsApp sogar über ihre eigenen Kanäle bereitstellen. Die Frage ist nur, warum sie das tun sollten, wenn sie die Vorzüge des App Stores auch weiterhin kostenlos nutzen können. Und das ist die Frage, die sich am Ende jeder Entwickler stellen wird.