Netflix und die „Algorithm Movies“
Sollte man Nutzern wirklich immer geben, was sie wollen?

Sehr spannender Artikel über die sogenannten „Algorithm Movies“, die Netflix produziert, um seine Nutzer mit durchschnittlichen Inhalten bei der Stange zu halten. Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen (Lesezeit ca. 30 Minuten), aber diese Beschreibung jener Filme fasst es gut zusammen:
Algorithm movies usually exhibit easy-to-follow story beats that leave no viewer behind; under this regime, exposition is no longer a screenwriting faux pas. A recent n+1 article revealed that screenwriters who work with Netflix often receive the note: “Have this character announce what they’re doing so that viewers who have this programme on in the background can follow along.” In this age of “second-screen viewing”, the content remains within cosy aesthetic lines, so as not to jar viewers out of their Netflix’n’chill stupor. The lighting has that bright digital look, but remains stolidly low contrast. The sound mixes are flat because they need to work across environments and devices: people are watching on everything from VR headsets to beaten-up mobile phones.
Deswegen hat Netflix mit Abstand die niedrigste Churn Rate unter allen Streaming-Services. Sie geben ihren Nutzern, was sie wollen: Hintergrundbeschallung für das Doomscrolling auf TikTok. Und gelegentlich einen wirklich guten Film oder eine packende Serie – gerade so viel, dass man das Abo nicht kündigt. Während das aus geschäftlicher Perspektive komplett nachvollziehbar ist, führt es nicht unbedingt zu mehr Kreativität in der Filmbranche. Ein Problem, mit dem das Kino auch zu kämpfen hat. Ich halte es daher für wichtig, dass es auch Wettbewerber wie Apple gibt, die bewusst einen anderen Weg einschlagen und zwar wenige, dafür oft innovative Titel wie Severance, The Studio oder Dark Matter herausbringen. Das kann man sich jedoch nur leisten, wenn man seinen Streaming-Service weitestgehend als Marketingausgabe verbucht, und die meisten kämpfen aktuell eher ums Überleben.